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Biographie der Hildegard von Bingen

* um 1098; † 17.09 1179
Hildegard von Bingen wurde als Tochter der Edelfreien Hildebert und Mechtild geboren. Weder Geburtstag noch Geburtsort werden von ihr oder zeitgenössischen Biografen genannt. Als zehntes Kind der Eltern sollte ihr Leben der Kirche gewidmet werden (= ein Zehnter an Gott).
„... und meine Eltern weihten mich Gott unter Seufzern, und in meinem dritten
Lebensjahr sah ich ein so großes Licht, dass meine Seele erzitterte ...“

1106 - 1135
Hildegard wird als achtjährige einer Klausnerin, der Gräfin Jutta von Sponheim übergeben. Klausnerinnen wurden damals erst nach mehrjähriger Erprobung in einem Kloster zum Einsiedlerleben zugelassen. Man errichtete ihnen eine karge Zelle an einer Klosterkirche. Durch die Klausnerin gelangt Hildegard auf den Disibodenberg. Hier soll sie für das geistliche Leben nach der Benediktusregel erzogen werden. Sie wird mit Gefährtinnen in Psalmengesang, Bibellesen und Handarbeiten unterrichtet. Der Mönch Volmar, ihr späterer Sekretär, erweitert den Unterricht z.B. in Latein und Grammatik.
Im Lauf der Zeit entwickelt sich der Disibodenberg zu einem kleinen Benediktinerinnen-Kloster.
Hildegard wird mit 16 Jahren Nonne. Sie legte die monastischen Gelübde ab und empfing vom hl. Otto von Bamberg, den Ordensschleier. (Otto vertrat in dieser Zeit den Erzbischof von Mainz.)

1136 - 1146
Jutta von Sponheim stirbt im Jahre 1136. Hildegard wird im Alter von 36 Jahren von den Schwestern des Konvents einstimmig zur Äbtissin gewählt. Die Zahl der Ordensfrauen auf dem Disibodenberg wächst in den nächsten elf Jahren unter Hildegards Leitung stetig an.

1141
Erlebte Hildegard eine entscheidende Vision: Ihr erschloss sich das Verständnis der heiligen Schriften. Die Stimme Gottes berief die Visionärin zur Prophetin und forderte sie zum Verkünden von Gottes Wort und Willen auf. Dieser Auftrag bereitete Hildegard große Angst. So weigerte sie sich zunächst, ihr visionär erworbenes Wissen aufzuschreiben oder mitzuteilen, bis "Gottes Geißel sie auf das Krankenlager warf". Endlich legte sie "bezwungen durch das viele Leiden", Hand ans Schreiben. Sie begann mit der Niederschrift ihres Erstwerkes Scivias.

1147
Die Zahl der Ordensfrauen vom Disibodenberg hat sich so stark vergrößert, dass Hildegard beschließt neben dem Disibodenberg ein neues Kloster zu gründen. Durch eine Schau erfährt sie den für das neue Kloster geeigneten Ort: den Rupertsberg bei Bingen.
Ihre Vita erzählt: " Der Wohlgeruch ihrer Heiligkeit verbreitete sich, und es kamen viele Töchter aus dem Adel zu ihr, um im religiösen Gewand das klösterliche Leben zu führen. Da die Klause kaum alle zu fassen vermochte und man eine Verlegung oder Erweiterung der Gebäulichkeiten erwog, wurde Hildegard vom Heiligen Geist jene Stätte gezeigt, wo die Nahe in den Rhein mündet, nämlich der Hügel, der früher vom heiligen Bekenner Rupertus seinen Namen erhielt."

1147/1148
Papst Eugen III. hält eine Synode in Trier ab: Er entsandte eine Untersuchungskommission zum Disibodenberg, die mit positiven Ergebnissen ihrer Prüfung zurückkehrten. Der Papst ermunterte sie in einem Schreiben, an ihrem Werk weiterzuarbeiten. Damit erhielt Hildegard eine kirchliche Bestätigung ihres Sendungsauftrages, und zwar von der höchsten kirchlichen Autorität.

1150
Die Vita berichtet: "Endlich (es war um das Jahr 1150) zog Hildegard mit achtzehn Jungfrauen von der Stätte ihres bisherigen Aufenthalts fort. Und wenn sie den Zurückgebliebenen viel Schmerz und Trauer hinterließ, so brachte sie der Gegend, in die sie zog, viel Freude und Jubel. Denn aus der Stadt und den umliegenden Ortschaften waren ihr viele angesehene Persönlichkeiten und eine beträchtliche Volksmenge entgegengekommen, die sie frohlockend mit geistlichen Gesängen empfingen."

1167
Hildegard gründet erneut ein Kloster: Sie erwarb das Augustiner-Doppelkloster Eibingen oberhalb von Rüdesheim und ließ es von ihren Nonnen besiedeln. Zweimal wöchentlich fuhr sie über den Rhein, um ihren geistlichen Töchter in Kloster Eibingen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Gegenüber dem Rupertsberg blieb Kloster Eibingen jedoch klein und bescheiden.

1179
Über Hildegard und ihr Kloster am Rupertsberg wird ein Interdikt verhängt: Hildegard hatte einen exkommunizierten Edelmann, der sich vor seinem Tode wieder mit der Kirche ausgesöhnt hatte, auf dem Klosterfriedhof beisetzen lassen. Als dies dem Mainzer Domkapitular bekannt wurde, gab er ihr die Weisung, den Leichnam des Mannes aus dem Friedhof entfernen zu lassen. Hildegard weigerte sich. Sie beugte sich lieber dem Interdikt. Das bedeutete: Verzicht auf die öffentliche Eucharistiefeier , den Kommunionempfang sowie den öffentlichen Vollzug des göttlichen Offiziums in der Klosterkirche. Hildegard gehorchte, aber kämpfte um das Recht des Toten und ihres Klosters. Nach einer Untersuchung des Rechtsfalls wurde das Interdikt schließlich wieder aufgehoben.
Hildegard stirbt am 17. September 1179 auf dem Rupertsberg im Alter von 82 Jahren. Über ihrem Sterbebett wurde am Himmel eine Lichterscheinung gesehen.
Ihre Gebeine ruhen seit 1642 in der Pfarrkirche zu Eibingen.

Hildegard von Bingen: Heiligsprechung

Bereits zu Lebzeiten wurde Hildegard wie eine Heilige verehrt. 1228 wurde ein erster Antrag auf Heiligsprechung gestellt. Ein offizielles Heiligsprechungsverfahren wurde bereits von Papst Gregor IX. (1227-1241) durch eine von ihm veranlasste Untersuchung begonnen, aber nicht abgeschlossen. Aufgrund von Widerständen des bischöflichen Mainzer Stuhles dauerte das Verfahren so lange an, dass selbst der letzte bekannte Versuch eines ordentlichen Kanonisationsverfahrens unter Papst Innozenz IV. im Jahre 1244 aufgrund dieser Widerstände des Mainzer Domkapitels zu keinem Ergebnis führte. Der bischöfliche Widerstand scheint nicht in der Person Hildegards, sondern in der Kompetenzfrage für eine Kanonisation begründet gewesen sein, denn erst seit dem 12. Jhdt. hatte der Heilige Stuhl die Zuständigkeit für Heiligsprechungen an sich gezogen. Dafür spricht das aus der ersten Hälfte des 13. Jh. stammende Antependium der Rupertsberger Klosterkirche, auf dem Hildegard mit Heiligenschein und der Bischof von Mainz als sie verehrender Stifter abgebildet ist. Ohne dass heute der Abschluss eines damals auch nicht zwingend nötigen Kanonisationsverfahren bekannt ist, erfolgte die Kanonisation (Aufnahme in den Kanon) Hildegards spätestens 1584 mit der Aufnahme in die Erstausgabe des Martyrologium Romanum (Verzeichnis der offiziell Heiliggesprochenen der römisch-katholischen Kirche). Die regelmäßig zu größeren Festlichkeiten oder Jubiläen der Heiligen übersendeten päpstlichen Bullen zeugen von der großen Bedeutung Hildegards; Auch Papst Benedikt XVI. hat sich in seiner Zeit als Professor in Bonn intensiv mit dem Leben und den Schriften Hildegards beschäftigt.
Zusätzlich wurde von der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Frauenverbände und -gruppen im Jahre 1979 in Rom eine Bitte um Anerkennung Hildegards als Kirchenlehrerin vorgebracht.

Am 10. Mai 2012, wurde Hildegard von Bingen von Papst Benedikt XVI. offiziell in den Heiligenkalender der Gesamtkirche aufgenommen.
Am 27. Mai 2012 kündigte Papst Benedikt XVI. an, Hildegard am 7. Oktober 2012 zur Kirchenleherin zu erheben.

Die Äbtissin von Eibingen steht in der offiziellen Nachfolge der Heiligen Hildegard.

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